video_label

„Wir müssen den Unternehmen mehr zutrauen“ Andreas Schwarz zu Besuch beim Tuttlinger Handwerk

Zahlreiche Anregungen, aber auch Kritik hat Andreas Schwarz, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag, von seinem Besuch in Tuttlingen mit nach Stuttgart genommen. Begleitet wurde er von seiner Fraktionskollegin Dorothea Wehinger aus Singen. Im BBT kam er ins Gespräch mit den Vertretern des Handwerks, und die hatten einiges auf den Herzen. Doch es gibt auch genug Übereinstimmungen, wie Jens Metzger, Kreisvorsitzender der Tuttlinger Grünen und selbst Schreiner, betonte: „Handwerk und Grüne passen zusammen.“

 

Hans-Thomas Volzer (links) mit zwei Azubis im BBT, Kreishandwerksmeister Bernd Simon, dem grünen Fraktionsvorsitzenden Andreas Schwarz, dem Leiter des BBT, Roland Aicheler, der grünen Abgeordneten Dorothea Wehinger, dem Vorsitzenden der Grünen im Kreis Tuttlingen, Jens Metzger und Andreas Ragoschke-Schumm von den Tuttlinger Grünen. Foto: Moni Marcel

Dickes Lob gab es von Andreas Schwarz, denn aus dem anvisierten einen Gigawatt Photovoltaik auf den Dächern des Ländles sind im vergangenen Jahr zwei geworden. Kreishandwerksmeister Bernd Simon verwies auf die „Wirtschaftsmacht von nebenan“, das Handwerk mit seinem vielen kleinteiligen Betrieben, die auch ausbilden. Aber auch auf die Probleme gerade kleiner Betriebe in der Medizintechnik, die von den EU-Verordnungen erdrückt werden, kamen zur Sprache. Dabei seien es gerade diese kleinen Firmen, die die Branche geprägt und groß gemacht haben. Schwarz versprach, die Argumente mit nach Brüssel zu nehmen, „wir wollen nicht, dass das Handwerk unter die Räder kommt.“

 

Das Land investiere jetzt intensiv in frühkindliche Bildung, so Schwarz, „da werden wir viel Geld in die Hand nehmen.“ Ein Sprachtest bei angehenden Grundschülern und passende Förderprogramme sollen die Defizite früh beheben. „das ist viel wichtiger als über G8 und G9 zu diskutieren.“ Allerdings sei es schwierig, Lehrer zu finden, die Deutsch als Fremdsprache für die vielen geflüchteten Azubis unterrichten könnten, so Schwarz. Es brauche grundsätzlich einen pragmatischeren Blick, denn in der Werkstatt müsse man sich verständigen, aber nicht Schillers Bürgschaft rezitieren können. „Da müssen wir hinterher sein.“ Es sei nicht akzeptabel, wenn Azubis in den Prüfungen nur scheiterten, weil ihnen die Deutschkenntnisse fehlen. „Wir müssen den Unternehmen mehr zutrauen.“

 

Eine bessere Ausstattung der Berufsschulen, technisch wie personell, das fordern die Handwerker, und das wurde auch beim Rundgang im BBT deutlich: Viel Bürokratie sorgt dafür, das nötige neue Geräte in den Werkstätten oft erst dann ankommen, wenn die Technik schon wieder veraltet ist.


Mehr Werbung fürs Handwerk gerade an Gymnasien sei vonnöten, war man sich einig, leider reagierten die Schulen selten auf die Einladungen des Handwerks. „Da müssen wir ein dickes Brett bohren“, betonte Bernd Simon. Schwarz brach eine Lanze für Recycling-Baustoffe, Holz als Baustoff sei ideal, „aber damit bauen wir kein Großgefängnis.“ Die Regierung werde in diesem Jahr die Landesbauordnung entrümpeln, auch mit Blick auf den Brandschutz, der allerdings meist von den Gerichten vorgeschrieben wird. Schwarz stellte klar: „Hier müssen wir wieder mehr auf Eigenverantwortung setzen.“ Mit der Forderung, die beruflichen Schulen mit Hochschulen gleichzusetzen und ebenso gut auszustatten, rannten die Handwerksvertreter bei Andreas Schwarz offene Türen ein. Schließlich werde es ohne das Handwerk nichts mit der Energiewende.

 

expand_less